Mein Name ist Ulrich Fuchs, ich unterstütze als freier Berater Anwenderunternehmen und Beratungshäuser in allem, was im Umgang mit dem ERP-System "Infor LN" und seinen Vorgängerversionen (Baan IV, Baan V) so an Aufgaben anfällt. Ich bin Projektleiter, Berater und Softwareentwickler, und weil ich alle drei Rollen tatsächlich beherrsche, bin ich der Joker immer dann, wenn's anspruchsvoll wird.

Weil Neuigkeiten, über die ich so stolpere, vielleicht auch für andere interessant sind, gibt's dieses Blog. Meine Kontaktdaten finden Sie unter
www.ulrich-fuchs.de.



Donnerstag, 29. Juli 2010

Liebe Geschäftsreisende

Ein Laptop hat auf einem Restauranttisch nix verloren. Also echt. Ich will nicht auch noch beim Italiener in allen Himmelsrichtungen auf Exceltabellen kucken müssen...

Freitag, 2. Juli 2010

Back to life, back to reality

Ich hab in meiner Berufslaufbahn ja schon viel Marketing-Blödsinn gelesen, aber die jüngste Pressemitteilung Infor's zum Thema ION ist nun wirklich eine Steilvorlage zum Bullshit-Bingo-Spielen.

Das wirklich gruselige ist aber folgendes: Wenn man die ganze heiße Luft einmal rausnimmt, und das ganze auf die Kernaussage eindampft, sagt die Pressemitteilung folgendes:

Infor ION ist eine Software, die momentan noch nicht verfügbar ist und wir versprechen Ihnen, dass Sie damit Probleme ihrer heterogenen IT lösen könnten, die sie ohne heterogene IT gar nicht hätten.

Denn das, was da verfügbar sein soll, ist ein Konfigurationswerkzeug (Desk), ein Service-Bus (Connect), und eine technische Grundlage für Workflow-Systeme (Event Management, Workflow). Kein Endanwender wird je eine dieser Anwendungen zu sehen kriegen. IT verwaltet sich selbst, könnte man meinen - wie gesagt, wenn man das Marketinggeschwafel mal auseinander nimmt.

Nun ja, ganz so schlimm wird's schon nicht sein. Soweit ich das sehe, ist Infor ION alter Wein in neuen neuen Schläuchen. Das OpenSOA-Kind wird in der Tat mal wieder umgetauft. Die Business-Analyst-Dummschwätzer sind so langsam dabei, SOA totzuschreiben. Die Sau haben sie jetzt schon drei Jahre durch's Dorf getrieben, jetzt muss auch mal gut sein. Zeit für neuen Dummschwatz, willkommen in der wolkigen Cloud. Das Infor-Marketing reagiert und positioniert sich mit neuen "Produkten", die keine sind. Unter der Haube ändert sich nix.

Allerdings hat Bruce Gordon, einstiger Technik-Chef von Infor und Vater des OpenSOA-Kindeleins, Infor inzwischen verlassen. Und Infor verbandelt sich gerade mit Microsoft. Da befürchte ich schon, dass es dem Java-basierten OpenSOA wohl aus strategischen Gründen an die Gurgel gehen könnte. Wo das doch grade erst laufen lernt.

Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass man die OpenSOA-Technik-Schicht (Enterprise-Service-Bus, Bindings in die diversen Programmiersprachen einschließlich in ERP LN, Konfigurationswerkzeuge), die derzeit insb. durch die MyDay-Installationsmedien ausgeliefert wird, seitens Infor beibehalten und als ein eigenes Produkt (ION) auskoppeln will. Was durchaus sinnvoll ist, wenn man das Ding nicht nur zum verkoppeln eigener Applikationen positionieren will. Denn dann muss das deutlich leichter verfügbar sein für andere Hersteller, die in Projekten bspw. an ERP LN andocken sollen. Wobei ich keine Ahnung habe, was an dieser Technikschicht eigentlich durch Infor selbst entwickelt und was von Progress, einem strategischen Infor-Partner, zugekauft ist. Denn das entscheidet, wieviel davon man selbst vermarkten kann.

Interessant ist in dem Zusammenhang der neuen strategischen Partnerschaft mit Microsoft auch, was mit MyDay und PM10 passiert: MyDay ist - sieht man mal vom Webtop ab, den man nicht so einfach ersetzen kann - das bislang einzig verfügbares Endanwender-Produkt, das mit Java/Web-Technologie geschrieben wurde, und hat noch nicht wirklich eine große Installationsbasis. Ob man das mit Silverlight-Technologie neu schreiben will? PM10, das Reporting-Tool, setzt meines Wissens noch auf alter MIS-Alea-OLAP-Technologie auf. Die könnte man ja vielleicht durchaus sinnvoll durch die MS-Reporting-Services ersetzen. Aber was bleibt dann noch übrig? Ein paar vorkonfigurierte Cubes?

Interessieren würde mich nun wirklich, wie die OpenSOA-Strategie weitergeht. Bislang habe ich ja gehofft, dass man versuchen könnte, bestimmte abgrenzbare Bereiche (Stammdaten, Preisfindung, Provisionierung etc.) aus den Kern-ERPs in eigenständige Anwendungen auszulagern, was für Infor den Vorteil gehabt hätte, dass man die eben nur einmal für alle Kunden pflegen muss und die Releasezyklen dafür kürzer würden. Nun wären so langsam die technischen Grundlagen da. Dass das nicht einfach sein würde, weil da ein Haufen technischer Hürden zu überwinden ist, war von Anfang an klar. Das Projekt war mal auf sieben Jahre ausgelegt, wenn ich Bruce Gordon seinerzeit richtig verstanden habe. Kann sein, dass das den hohen Herren dann doch zu langsam war, oder das ganze wirklich hinter den Zeitplan zurückfiel. Das "Advanced General Ledger" zur Buchhaltungskonsolidierung, das als erste wirklich sinnvolle OpenSOA-Anwendung gehandelt wurde, kommt bspw. auch nicht richtig aus den Startlöchern. So dass sich die Strategie vielleicht jetzt mal wieder ändert, gemäß dem Motto, das man schlechtem Geld kein gutes hinterherwerfen will. Dann bleibt Infor allerdings auf absehbare Zeit der Bauchladenbetrieb, als der er sich die letzten Jahre über präsentiert.

Donnerstag, 1. Juli 2010

Baan->Baan Business Systems->Vanenburg->Watermark->Qurius->Baan

Abzusehen war es ja irgendwie. ERPHeins berichtet, allerdings ohne weitere Quellenangaben, dass Qurius sein Infor-Geschäft an Infor (zurück)verkauft. Weder auf Qurius' noch auf Infors Webseiten finden sich derzeit allerdings entsprechende Pressemitteilungen.

Bin mal gespannt, was jetzt mit der ILS-Schnittstelle passiert - Bridgelogix gehört Infor ja nun auch, und zwei vom gleichen Hersteller gepflegte Schnittstellen für den selben Anwendungszweck braucht man nun wirklich nicht.

Meinen alten Kollegen wünsche ich alles Gute unter dem neuen Dach!

[Nachtrag: Die Pressemitteilungen sind inzwischen durch Infor verschickt und online verfügbar.]